Zum Inhalt springen

Die Drachenschlucht

Es war einmal eine kleine Stadt, versteckt am Fuße eines majestätischen Berges. Ihre Bewohner lebten ein einfaches, aber glückliches Leben. Doch jedes Jahr brachte auch eine tiefe Traurigkeit mit sich, denn ein furchterregender Drache drohte die Stadt zu zerstören.

Als Preis für sein Verschonen verlangte der Drache sechs Kinder, drei Jungen und drei Mädchen, alle im zarten Alter von dreizehn Jahren. Der Bürgermeister, ein Mann von scheinbar großem Mut, hielt jedes Jahr eine geheime Wahl ab, um die unglücklichen Kinder auszuwählen, die geopfert werden sollten.

In diesem Jahr traf das Schicksal zwei Nachbarskinder, Aiwa und Caido. Die Herzen ihrer Eltern waren erfüllt von Verzweiflung und Trauer. Doch in der dunkelsten Stunde gaben sie ihren Kindern etwas mit, das ihnen Hoffnung geben sollte.

Caidos Mutter übergab ihm einen alten Wanderstab, der seit Generationen in der Familie vererbt wurde. Sie sagte, dass dieser Stab eines Tages die Familie retten würde.

Aiwas Mutter gab ihr ein Seiden-Seil, ebenfalls ein Familienerbstück, das stärker war, als es schien.

Als der Tag kam und die Kinder zum Opferplatz geführt wurden, erlaubte man ihnen einen letzten Wunsch. Caido bat darum, seinen Wanderstab halten zu dürfen.

Als er ihn dreimal auf den Boden schlug, begann er hell zu leuchten und blendete die Männer des Bürgermeisters. In diesem Chaos flohen die Kinder.

Aiwa und Caido hatten keine andere Wahl, als sich in Richtung der Schlucht zu bewegen. In letzter Verzweiflung sprangen sie hinein und landeten wie durch ein Wunder auf einem Felsvorsprung.

Mit Aiwas Seil konnten sie sicher zum Boden der Schlucht klettern. Dort erwartete sie eine erschütternde Wahrheit: Sie fanden die unversehrten Kleider der Kinder, die vor ihnen geopfert worden waren.

Kein Drache hatte sie je angerührt. Sie erkannten, dass es nie einen Drachen gegeben hatte. Der Drache war eine Lüge des Bürgermeisters gewesen, ein Mittel, um die Stadt in Angst und Schrecken zu halten.

Aiwa und Caido nahmen die Kleider als Beweis mit und fanden einen Weg aus der Schlucht. Sie kehrten heimlich in die Stadt zurück und erzählten ihre unglaubliche Geschichte.

Als die Stadtbewohner die Kleider der vermissten Kinder sahen, erkannten auch sie die Wahrheit.

Der Bürgermeister wurde aus der Stadt vertrieben, verdammt dazu, als einsamer Wanderer durch die Berge zu irren, immer auf der Suche nach dem fiktiven Drachen.

Die Stadt feierte die Rückkehr von Aiwa und Caido als ein Wunder.

Ihre Familien waren überglücklich, und die Erbstücke, der Wanderstab und das Seil, wurden zu Symbolen der Hoffnung und des Mutes.

Die Geschichte von Aiwa und Caido wurde von Generation zu Generation weitergegeben, eine Geschichte über Mut, Wahrheit und die Kraft der Hoffnung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert